Was ist Schmerz – und wie entsteht er?
13. Februar 2023|Tags zu diesem Artikel:Interventionsmöglichkeiten, Schmerz, Schmerzentstehung, Schmerzinterpretation
Schmerz entsteht erst in unserem Gehirn, nachdem verschiedene Informationen aus unseren Zellen in unserem Gehirn verarbeitet, und mit anderen Informationen „verrechnet“ wurden. So haben zum Beispiel unsere Erwartungen, die psychische und die körperliche Gesundheit, aber auch soziale Faktoren einen Einfluss auf die Schmerzwahrnehmung.
Schmerzsensibilisierung bedeutet, dass die Intensität, mit der wir Schmerzen wahrnehmen, verändert werden kann. Die Signale, die unser Körper sendet, können an 3 Stellen moduliert werden: erstens kann am Gewebe selbst der mechanische, chemische oder thermische Reiz verstärkt werden. Zweitens, im Rückenmark, wo die Signale umgeschaltet und weitergeleitet werden und drittens im Gehirn, wo der Schmerz entsteht, wenn das Gefahrensignal mit anderen Signalen verrechnet wird.
In der physiotherapeutischen Praxis kann durch die Modulation der Schmerzreiz somit verstärkt oder unterdrückt werden.
Es gibt unterschiedliche Arten von Schmerzen. Je nach Dauer, Gewebeart und Erscheinungsform äußert er sich unterschiedlich. Es gibt den nozizeptiven Schmerz, der in Folge einer Gewebeschädigung – z.B einer Verletzung oder Entzündung – auftritt. Neuropathische Schmerzen hingegen treten aufgrund einer Schädigung des Nervensystems auf.
Bei der Dauer des Schmerzes unterscheidet man zwischen akuten und chronischen Schmerzen. Ein chronischer Schmerz liegt dann vor, wenn die Schmerzen schon länger als 3 Monate anhalten, obwohl deren Ursache bereits abgeheilt ist.
Die Unterscheidung der Schmerzart ist wichtig für die Therapie und die richtige physiotherapeutische Behandlungsmethode.
Auch wenn Schmerz primär als Warnung bei einer Gewebeschädigung ausgelöst wird, muss nicht immer ein Gewebeschaden vorliegen. Es gibt zahlreiche Fälle, in denen Menschen Schmerzen haben, ohne dass eine Gewebeschädigung vorliegt – z. B bei Fibromyalgie, Phantomschmerzen oder Migräne. Aber genauso kann auch das Gegenteil der Fall sein: es kann eine Gewebeschädigung vorliegen, ohne dass Schmerzen auftreten – z.B bei Arthrose, Bandscheibenvorwölbungen oder Rotatorenmanschettenrupturen.
In vielen Fällen ist Bewegung bei Verletzungen und Schmerzen hilfreich, so kann ein angepasstes Training sinnvoll bei der Schmerzreduktion und Wundheilung sein. Durch Bewegung werden körpereigene Endorphine ausgeschüttet, die einen hemmenden Einfluss auf die Schmerzwahrnehmung haben. Das Training (auch in der Krankengymnastik) reduziert ebenfalls die Schmerzschwelle und steigert die Schmerztoleranz.
Die Haltung allein ist nicht Ursache für Schmerzen, in Studien konnte kein Zusammenhang zwischen unserer Haltung und der Entwicklung von Schmerzen nachgewiesen werden. Genauso besteht auch kein Zusammenhang von Sitzen und Rückenschmerzen. Anstatt sich auf die Richtige Körperhaltung zu konzentrieren, sollte der Schwerpunkt mehr auf der Variation und das häufige Wechseln von Körperhaltungen gelegt werden.
In der Physiotherapie können Röntgenbilder, CT- oder MRT – Scans bei der Diagnostik und dem Verständnis für Schmerzen hilfreich sein. Allerdings muss eine veränderte Struktur, die in der Bildgebung sichtbar wird, nicht immer die Ursache für Schmerzen sein. Mehrere Studien haben gezeigt, dass normale körperliche Veränderungen, die auf Aufnahmen zu sehen sind, die Schmerzen sogar verstärken können, wenn diese Veränderungen von uns als schädlich wahrgenommen werden.
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