Let´s talk about: Olympiastützpunkt Bayern
3. Mai 2023
Ein Interview mit Johannes aus der GESUND Reha rechts der Isar und Toni aus der GESUND Physiotherapie Nymphenburg über die physiotherapeutische Betreuung der Athlet: innen am Olympiastützpunkt Bayern.
Johannes: Sportler: innen bringen meistens mit, dass sie zügig Ergebnisse möchten und wissen auf welches Ziel sie hinaus trainieren. Der Vorteil für mich ist, dass Sportler: innen genau sagen können was das Problem ist. Quasi ein ´Spieler auf Augenhöhe´.
Toni: Rein fachlich gesehen ist es mit Sportler: innen ein Stück weit einfacher zu arbeiten, weil sie ein besseres Feedback geben können aufgrund eines anderen Körpergefühls. Am Beispiel Kletterer: Die können mir genau sagen bei welchem Griff, welchen Muskel am Schulterblatt sie spüren und wann sie welche Bewegung nicht machen können. Dann kann ich gezielter arbeiten.
Toni: Ich bin Dienstagmorgen der erste, sperre die Tür auf und mache das Licht an.
Johannes: Ich bin mittwochs um 19 Uhr der letzte und schließe zu. Caro und Nicci unterstützen uns noch an zwei weiteren Tagen.
Toni: Die Sportler: innen kommen meistens für 30 oder 60 Minuten zur Behandlung, sie berichten von ihrem Problem und ich starte mit meiner Diagnostik, Befundung und Physiotherapie.
Johannes: Der Arbeitsalltag am Olympiastützpunkt München ist meist sehr wuselig. Jeweils eine Person ist zur Behandlung da, eine weitere erhält eine passive Einheit und oft behandelt noch ein zweiter Therapeut. Zwischendrin kann es auch passieren, dass der Arzt reinkommt und jemanden vorstellt.
Johannes: Das ist komplett gemischt. Kletter: innen, Leichtathlet: innen, Hockeyspieler: innen, Schwimmer: innen, Bobanschieber: innen, Sportschütz: innen, Synchronschwimmer: innen usw. – quasi alle Sportarten mit olympischem Hintergrund.
Toni: Jetzt haben die Bobfahrenden off-saison, d.h. es sind viele Anschieber da. Bei den european championships waren viele Leichtathlet: innen da, wie z.B. Konstanze Klosterhalfen. Aber sonst wirklich alle Sportler: innen von A bis Z.
Toni: Schnelles erkennen des Problems – du musst fundiert befunden und arbeiten.
Johannes: Die Herausforderungen sind gleichzeitig das Schönste an der Arbeit mit Athlet: innen am Olympiastützpunkt.
Toni: Stell dir vor du bist Anfang 20 und studierst und dein Leben beruht nur auf dem Sport, hast eine lange Verletzungshistorie hinter dir und dann ist die Karriere aufgrund von banalen Faktoren vorbei, da du den Kaderstatus verlierst.
Johannes: Du musst schneller sein als in unserem normalen Alltag in den Münchener Physiotherapiepraxen. Die Herausforderung ist, dass du dir nochmal genauer überlegen musst was dein Ziel ist und nochmal mehr Gedanken machen musst wie man das gewollte Ergebnis erzielt. Was will ich wirklich erreichen und was ist das Ziel. Sich so klar zu sein was man tut und ein Bewusstsein erlangen muss, dass Ziele schnell erreicht werden sollten.
Toni: Das Körperfühl und Feedback der Athlet: innen – diese tun sich leichter als der Mensch der nur im Büro sitzt. Die manuelle Arbeit mit meinen Händen ist mit Athlet: innen die selbe wie bei normalen Patient: innen in der GESUND Physiotherapie Nymphenburg, allerdings auf einer anderen Basis.
Johannes: Der größte Unterschied ist die Erwartungshaltung, diese gibt dir weniger Zeit gut zu sein. Es hängen mehr Faktoren dran als nur ein funktionierender Körper, sondern auch Erwartungen von außen: vom Trainer, Verband über den Kaderstatus und der Finanzierung.
Toni: Wir haben dafür aber auch sehr viel weitergreifendere Möglichkeiten. Es gibt sehr viele professionelle Gerätschaften die wir nutzen können. Wir haben die Möglichkeit mit den Ärzten zu kommunizieren, die sind direkt vor Ort und teilweise auch mit den Trainer: innen zu sprechen, sprich die Belastungssteuerung beeinflussen zu können.
Johannes: Die Wahrnehmung von Patient: innen durch die erlebten Herausforderungen, durch Fokussierung und zielgerichtete Arbeitsweise verändert deine komplette Arbeitsweise und die alltäglichen Patient: innen profitieren davon. Ich möchte mit allen Patient: innen bessere Ergebnisse erreichen. Was sind die Ziele und welche Ergebnisse möchte ich erreichen, egal auf welcher Ebene – da wird irgendwann der Ehrgeiz geweckt bei jedem Menschen so arbeiten zu wollen.
Toni: Ich vergleiche das gerne mit der Formel 1 und einem Straßenauto. Beide müssen funktionieren. Du hast die Möglichkeit bei Athleten andere Dinge zu testen und auszuprobieren. Ich kann dann daraus Dinge, die erfolgreich sind ableiten und vom Niveau auf die `nicht`-Athlet: innen anpassen (Regenerations- oder Koordinationsübungen). Denn grundsätzlich funktioniert Regeneration bei jedem Menschen gleich. Diese Anpassung bringt viel Mehrwert und Fortschritte.