Ich hab Rücken
16. Februar 2023
Sie auch? Wer kennt das nicht. Der Rücken schmerzt und alltägliche Bewegungen fallen schwerer oder sind gar unmöglich. Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen der Menschheit. Rund zwei Drittel der deutschen Bevölkerung leiden innerhalb eines Jahres daran. Die Frage nach der Ursache bleibt oft ungeklärt. [1] Was genau sogenannte ‚unspezifische Kreuzschmerzen‘ sind und was Betroffene gegen den Schmerz tun können, erklären wir Ihnen vom GESUND Team – Physiotherapie München, in folgendem kurzen Beitrag.
Die offizielle Definition lautet: „Kreuzschmerzen im Allgemeinen sind unterschiedlich starke Schmerzen des menschlichen Rückens, die ganz verschiedene Ursachen haben können“ [2] – Also was sind Rückenschmerzen nun? Ganz grob gesagt meint die Definition, dass unterschiedliche Ursachen unterschiedliche Schmerzen auslösen können. Im menschlichen Körper spielen Knochen, Bänder, Sehnen, Muskeln und Organe wie in einem Orchester zusammen. Kennt man das Orchestermitglied, welches den ‚schiefen Ton‘ spielt, spricht man von spezifischen Rückenschmerzen. Das kann beispielsweise Osteoporose, ein Bandscheibenvorfall oder eine Infektion sein. Ist die Ursache unbekannt, handelt es sich um unspezifische Rückenschmerzen. Letzteres tritt häufiger auf, gleichzeitig sind Betroffene meist bereits nach sechs Wochen beschwerdefrei.
Was also beeinflusst die Heilung? Dazu wurden Untersuchungen mit Menschen gemacht, die aufgrund von Rückenschmerzen eine Physiotherapie durchführten. Teilnehmende mit jüngerem Alter, sitzender Tätigkeit, stärkeren Rückenschmerzen zum Therapiebeginn, weniger Schmerzmittelgebrauch und positiver Erwartungshaltung gegenüber der Behandlung hatten weniger lange Rückenschmerzen. Nun sind das meistens Faktoren, die man nicht/schwer beeinflussen kann. Die obengenannte Aufzählung hilft beim Einschätzen wie lang oder stark der jeweilige Rückenschmerz andauern wird.
Nur 2-7% der Menschen mit unspezifischem Rückenschmerz entwickeln chronische Schmerzen. Die Risikofaktoren dafür sind individuell unterschiedlich. Oft wirken sich Überlastung, Bewegungsmangel oder psychische Einflüsse verstärkend aus. [3]
Sie können bereits heute anfangen – und zwar ganz eigenständig. Das Zauberwort heißt häufig: Bewegung. Die Leitlinie (=medizinische Handlungsempfehlungen) bei unspezifischem Kreuzschmerz empfiehlt regelmäßige körperliche Aktivität. Das heißt also, einfach nur Bewegung kann heilen? JA! Aus der aktuellen Studienlage ist nicht abzuleiten, welche Form der Bewegung am besten geeignet ist. Entscheidend sind hierbei die individuellen Vorlieben und Fähigkeiten. Ein:e Physiotherapeut:in kann Betroffenen verschiedenste Formen der Bewegung aufzeigen. Dazu zählen Aerobic, Dehnübungen, Krafttraining, Nordic Walking, Pilates, Yoga und viele mehr. [4]
Die Abbildung zeigt beispielhaft eine Übung, die bei unspezifischem Rückenschmerz durchgeführt werden kann. Vorteile hierbei: die Rückenmuskulatur wird mobilisiert, gekräftigt und gleichzeitig sind die Koordinationsfähigkeit sowie der Gleichgewichtssinn gefragt. Wiederholen Sie 3 Sätze mit jeweils 5 Wiederholungen pro Seite. [5]
Die Ausgangsposition ist der Vierfüßlerstand. Die Hände befinden sich unterhalb der Schultern und die Knie sind unterhalb der Hüfte positioniert. Die Zehen sind aufgestellt und die Ellbogen minimal gebeugt. Der Kopf ist in Verlängerung der Wirbelsäule.
Strecken Sie Arm und Bein diagonal aus, während Sie einatmen.
Führen Sie den rechten Ellbogen und das linke Knie unter dem Bauch zusammen, sodass sie sich berühren. Während der Bewegung ausatmen.
Ein weiterer Punkt, der den Heilungsverlauf verkürzt und auch Teil der Physiotherapie ist, ist die Aufklärung. Durch das Wissen über das was im eigenen Körper vorgeht entsteht ein roter Faden, der Sicherheit gibt. Dazu gehört auch, dass der Körper bei Schmerzen jeglicher Art automatisch seine Bewegungsmuster verändert. Betroffene ändern also die Art wie sie beispielsweise Sitzen, Stehen, Gehen, Heben & Tragen. In der Physiotherapie werden Verhaltensstrategien entwickelt, trotz Schmerz den Alltag zu bewältigen und langfristig beschwerdefrei zu werden. [6]
Passive Maßnahmen können ergänzend angewandt werden. Dazu zählen Akupunktur, Elektrotherapie, Kälte oder Wärme, Kinesio-Taping, Manuelle Therapie, Magnetfeldtherapie, Massage, Medizinische Hilfsmittel (Orthesen, Einlagen), Traktion. Weiter können Entspannungsverfahren beübt werden. [7]
Zusammengefasst wird bei Rückenschmerzen mit unbekannter Ursache ein konservativer Weg angestrebt. Dabei ist körperliche Aktivität nachweislich am effektivsten. Entscheidend für die Auswahl einer Bewegungsform sind die Präferenzen der Betroffenen, ihre Alltagsumstände und ihre Fitness. Maßnahmen der Physiotherapie helfen die Intensität der Schmerzen zu verringern, sowie die Heilung zu fördern und ermöglichen damit eine schnellere Rückkehr in den Alltag und in den Sport. Also: Probieren Sie sich aus, um die Art der Bewegung zu finden, die Ihnen Freude bereitet. Denn die beste Bewegung ist die, die man tatsächlich macht.
Sie haben ein Rezept für Physiotherapie oder Krankengymnastik am Gerät (KGG)? Dann vereinbaren Sie gerne bei unserem GESUND Team einen Termin.
Unsere Therapeut:innen der GESUND Reha rechts der Isar und GESUND Physiotherapie Nymphenburg leiten Sie gerne innerhalb einer Einzelbehandlung oder Ihrer Trainingszeit im Rahmen der Krankengymnastik am Gerät an. Die Therapie wird dabei individuell auf Sie und Ihre Beschwerden abgestimmt.
[1] RKI 2021, S.3
[2] BÄK, KBV & AWMF 2017, S.13
[3] BÄK, KBV & AWMF 2017, S.16
[4] BÄK, KBV & AWMF 2017, S.39-41; Corp et al. 2020, S.286-291
[5] Marianowicz 2015, S.115
[6] BÄK, KBV & AWMF 2017, S.49f, 67; Corp et al 2020, S.286
[7] BÄK, KBV & AWMF 2017, S.39-50; Corp et al. 2020, S.286-291
Literaturnachweise
Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung & Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. (2017, 2. März). Nationale Versorgungsleitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz. Langfassung. Leitlinien.de. Abgerufen am 28. Dezember 2021, von https://www.leitlinien.de/themen/kreuzschmerz/pdf/kreuzschmerz-2aufl-vers1-lang.pdf
Corp, N., Mansell, G., Stynes, S., Wynne-Jones, G., Morso, L., Hill, J. C. & Windt, Van Der, D. A. (2020, 6. Oktober). Evidence-based treatment recommendations for neck and low back pain across Europe: A systematic review of guidelines. European Journal of Pain. Abgerufen am 22. Dezember 2021, von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7839780/pdf/EJP-25-275.pdf
Marianowicz, M. (2015). Den Rücken selbst heilen: Schmerzfrei werden und bleiben – das ganzheitliche Programm. GRÄFE UND UNZER.
Robert Koch Institut: Lippe, Von Der, E., Krause, L., Porst, M., Wengler, A., Leddin, J., Müller, A., Zeisler, M. L., Anton, A. & Rommel, A. (2021, 10. März). Prävalenz von Rücken- und Nackenschmerzen in Deutschland. Ergebnisse der Krankheitslast- Studie BURDEN 2020. Journal of Health Monitoring. Abgerufen am 18. Januar 2022, von https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/JoHM_S3_2021_Rueckenschmerz_Nackenschmerz.pdf