Was knackt da?
16. Februar 2023
Knackende Gelenke kennen wir alle. Es passiert beim Aufstehen, Treppe steigen, Kopfdrehen oder beim Öffnen einer Flasche. Das sind gewöhnliche Bewegungen im Alltag. Es kursieren verschiedenste Erklärungen über das Knack-Phänomen. Im folgendem Beitrag zeigen wir auf, was das Knacken ist und es werden mögliche Ursachen und Folgen aufgeführt. Am Ende gibt es noch nützliche Tipps was Sie bei knackenden Gelenken tun können. Natürlich können sie in unseren beiden Physiotherapiepraxen in München auch unsere Physiotherapeut:innen zu diesem Thema in der Therapie befragen.
Um die Frage beantworten zu können, lohnt sich ein Blick in die Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers. Forschende aus Nebrasca (USA) haben das Fingerknacken mit einem Echtzeit-MRT untersucht. Sie wollten herausfinden, was beim Gelenkknacken strukturell im Körper passiert. Dafür wurden Fingergelenke während eines MRT (=Verfahren, welches Schichtaufnahmen des Körpers erzeugt) zum Knacken gebracht. Beim schnellen Entfernen der Gelenkflächen voneinander entstehen kurzzeitig Gasbläschen. Der Vorgang nennt sich Tribonukleation. Damit ist folgendes gemeint: Ein Gelenk ist ein flüssigkeitsgefüllter Raum. Innerhalb diesen Raumes haften die beiden Gelenkflächen aneinander (=Adhäsion). Werden die Flächen voneinander entfernt, widerstehen sie initial diesem Zug. Ab einem gewissen Punkt wird der Zug zu groß und die Gelenkflächen entfernen sich ruckartig voneinander. Es entsteht ein Unterdruck, welcher die Löslichkeit des Gases reduziert und zu Gasblasen führt. Sobald der Zug von außen abnimmt, steigt der Innendruck im Gelenk und das Gas wechselt seinen Zustand zurück zu flüssig. Beim Knacken zerplatzen also keine Gasbläschen. Es ist ein Teil der Gelenkflüssigkeit, welcher kurzzeitig den Aggregatzustand von flüssig zu gasförmig ändert.
Eine zweite Hypothese geht von einer Muskel-/Sehnenverkürzung als Ursache für das Gelenkknacken aus. Liegt eine Sehne sehr stramm über einem Gelenk, kann sie sich bei Bewegung ruckartig lösen. Dabei kann es zu einem Geräusch kommen. Die These ist bisher nicht nachgewiesen.
Ein weiterer Grund für das Knackgeräusch können muskuläre Dysbalancen sein. Die Muskeln ziehen das Gelenk um welches sie spannen, in eine „Fehlposition“. Deshalb führen normale Bewegungen zum Knacken, wobei sich das Gelenk von selbst reponiert. Das ist physiologisch und damit unbedenklich.
Gelenkreiben kann bei porösem Knorpel (Arthrose) gespürt oder gehört werden. Weiter entsteht bei großen Verletzungen/Operationen dickeres (Narben-)Gewebe. Dieses reibt über andere Strukturen und kann als Knacken wahrgenommen werden.
(1,3,5,6,9)
Das Gelenkknacken ist in erster Linie physiologisch und damit nicht schädlich. Mehrmaliges tägliches Knacken kann über Jahre hinweg den Kapsel-Band-Apparat um das jeweilige Gelenk überdehnen. Eine Folge ist, dass das Gelenk instabil wird und damit anfälliger für Verletzungen. Dann sollte durch gezielten Muskelaufbau entgegengewirkt werden. Dies ist auf Rezeptbasis in der Physiotherapie und im Rahmen der Krankengymnastik am Gerät (KGG) auch bei uns in den Praxen GESUND Reha rechts der Isar sowie GESUND Physiotherapie Nymphenburg jederzeit möglich.
Ob das häufige Gelenkknacken zu Arthrose (=Gelenkverschleiß) führt ist umstritten. Klar ist, dass der Gelenkknorpel bei häufigem Knacken Wasser einlagert. Ob dieses Knorpelödem zu Arthrose führen kann wird aktuell untersucht.
Wann sollte ich das Knacken nun untersuchen lassen? Knacken allein ist unbedenklich. Wenn das Knacken in Verbindung mit Schmerz, einer Schwellung, einem Erguss oder einer früheren Verletzung steht, sollten Sie es ärztlich abklären.
(1,3,7,8,9)
Gelenkknacken ist also keine Struktur im Körper welche geschädigt ist, sondern vielmehr eine gestörte Funktion. Das heißt das Zusammenspiel der Strukturen um ein Gelenk ist nicht harmonisch. Im ersten Schritt gilt es, festzustellen wo die Verkürzungen oder Schwächen im Körper sind. Dabei kann ein:e Physiotherapeut:in helfen. Wenn Sie ein aktuelles Rezept haben, kontaktieren Sie uns gerne.
Zusätzlich können Sie selbst im Alltag aktiv werden:
(2,8)
Knacken ohne Schmerz ist unbedenklich und normal. Die kurzzeitige Änderung des Zustandes der Gelenkflüssigkeit von flüssig zu gasförmig verursacht den Ton. Langfristig kann häufiges Knacken zu überdehnten Gelenken und damit Instabilität führen. Gezielter Muskelaufbau, Dehnungen, moderate Bewegung und Massage wirken dem Knacken entgegen. Durch Physiotherapie können individuell Übungen gefunden werden.
Literatur