Beweglichkeit fördern und erhalten mit Physiotherapie
13. Februar 2023|Tags zu diesem Artikel:Beweglichkeit, Gelenke, Mobee, Mobilisationstechnik, Muskeln, Physiotherapie
Was bedeutet Beweglichkeit? Beweglichkeit oder auch Mobilität ist die Fähigkeit, Bewegungen willkürlich und zielgerichtet ausführen zu können. Beweglichkeit bedeutet für uns selbstständig zu sein, dahin zu gehen wo wir es möchten, das zu greifen was wir haben möchten und die Bewegungen auszuführen die wir in unserem Alltag brauchen.
Unser Körper gibt uns eine Vielzahl an Möglichkeiten für Bewegung, einzelne Gelenke beugen oder strecken, ganze Körperabschnitte, wie unsere Arme und Beine, gezielt zu bewegen oder letztendlich auch die Fähigkeit sich selbst fortzubewegen. Bewegungen können in unterschiedliche Richtungen ausgeführt werden. Dabei hängt die Beweglichkeit von unserem Nervensystem, unseren Gelenken, Muskeln, Bändern und Sehnen ab und ist je nach Gelenk unterschiedlich. So sind manche Gelenke speziell auf ein großes Bewegungsausmaß ausgelegt, wie zum Beispiel die Schulter und Andere sind kräftig und fest gebaut um Stabilität zu gewährleisten.
Beweglichkeit hängt von mehreren Faktoren ab. So wird in der Physiotherapie einmal das quantitative Bewegungsausmaß beurteilt, also wie weit kann das Gelenk aktiv oder passiv bewegt werden. Hierzu misst man meistens das Bewegungsausmaß in Winkelgrad. Ein weiterer wichtiger Faktor für Beweglichkeit ist die Qualität der Bewegung, also wie wird eine Bewegung ausgeführt. Stimmt das Zusammenspiel der Muskeln, wird die Bewegung ökonomisch, also ohne Ausweichbewegungen ausgeführt, ist genug Kraft vorhanden, kann das Gelenk stabilisiert werden.
Außerdem ist für den Therapeuten auch die Reaktion auf die Bewegung wichtig, zum Beispiel ob Schmerzen während der Bewegung oder am Bewegungsende auftreten.
Und schlussendlich ist die Beurteilung der Beweglichkeit im Gesamten, folglich auch in den umliegenden Gelenken wichtig, um eventuelle Zusammenhänge feststellen zu können.
In unseren Praxen für Physiotherapie, GESUND Reha rechts der Isar und der GESUND Physiotherapie Nymphenburg nutzen wir das Analysegerät Mobee zur Messung der Beweglichkeit bei der Befundaufnahme, sowie zur Visualisierung der bestehenden Verhältnisse der Beweglichkeit für den Patienten. Bei einem Re-Test kann dadurch die genaue Veränderung der Beweglichkeit festgehalten und dargestellt werden. Somit kann der Therapieerfolg kontrolliert werden.
„Beweglichkeit“ – was bringt sie uns?
Einerseits um uns möglichst ökonomisch bewegen zu können. Das heißt Bewegungen aus funktionellen, optimalen und stabilen Körperhaltungen heraus auszuführen und unter möglichst geringem Kraftaufwand.
Genauso bedeutet ein fehlender Bewegungsumfang aber auch, dass umliegende Gelenke die fehlende Beweglichkeit ausgleichen müssen, was zur Überlastung einzelner Gelenke führen kann.
Beweglichkeit brauchen wir überall im Alltag, meist merken wir es erst, wenn sie einmal nicht mehr da ist. So muss zum Beispiel zum Schuhe anziehen genug Hüftbeugung möglich sein oder zum Haare waschen genug Schultermobilität vorhanden sein.
Physiotherapeuten geben Rat: ist die Beweglichkeit eingeschränkt, stellt sich als erstes die Frage, ob es ein Mobilisationsproblem oder ein Bewegungsproblem ist und danach unterscheidet sich auch die Therapie.
Ein Mobilisationsproblem bedeutet, dass Strukturen passiv die Beweglichkeit einschränken. Das können verkürzte oder verhärtete Muskeln sein, das können die Gelenkkapsel oder umliegende Bandstrukturen, die Haut, unser Bindegewebe und sogar in ihrer Gleitfähigkeit eingeschränkte Nerven sein.
Ist die Beweglichkeit eher durch ein Bewegungsproblem eingeschränkt, dann stimmt meist etwas an der aktiven Bewegung nicht. Das bedeutet, dass die Koordination, das Zusammenspiel der Muskeln nicht richtig ist, dass zu wenig Kraft vorhanden ist, um die Bewegung auszuführen oder das Gelenk zu stabilisieren. Je nach Problem unterscheidet sich auch die Form der Therapie.
Durch was erhöhen wir also unsere Beweglichkeit?
Die Physiotherapie und die Krankengymnastik bieten die Möglichkeit der Mobilisation, wodurch sich die Bewegungsfähigkeit und Bewegungseffizienz des Gewebes verbessern. Die Mobilisationstechnik richtet sich je nach Struktur und Ursache der Restriktion, letztendlich wirkt aber jede Technik immer auf verschiedenen Ebenen und nie rein strukturell. So gibt es zum Beispiel die Manuelle Therapie, die Klassische Massagetherapie oder verschiedene Dehnmethoden zur Erweiterung des Bewegungsausmaßes, aber auch mit einem endgradigen Krafttraining kann die Mobilität verbessert werden.
Ziel ist immer eine Verbesserung der Gelenkmechanik, eine Verbesserung der Gleitfähigkeit des Gewebes und eine bessere Muskeldynamik.
Eine andere Möglichkeit, die Beweglichkeit zu erhöhen ist die Verbesserung der Bewegungskontrolle und Koordination über spezifische Formen der Therapie, wie z.B PNF, Technik- oder Krafttraining in der Krankengymnastik am Gerät. Dabei werden einzelne Bewegungsabläufe gezielt und mehrfach wiederholt trainiert, um die Ansteuerung der Muskulatur in Bezug auf Kraftdosierung, zeitliches Zusammenspiel und Funktion zu verbessern.
Alle Mobilisationstechniken fördern die Wirkungsweise auf das gesamte System, der Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenke und Nerven. Wie genau eine Mobilisation wirkt und welche Effekte sich für Muskeln, Sehnen und Gelenke ergeben ist noch nicht eindeutig belegt. Es gibt verschiedene Theorien, warum sich die Beweglichkeit durch Mobilisationstraining verbessert. Einen Einfluss kann auf struktureller Ebene die Muskelfaszikellänge haben, sowie die passive Muskelspannung. Der Hauptfaktor für eine Vergrößerung des Bewegungsausmaßes ist aber nach aktuellem Stand der Wissenschaft die sensorische Theorie der Dehntoleranz. Das bedeutet, dass verschiedene zentrale und periphere Mechanismen auf den Dehnungsreiz am Bewegungsende wirken und dieser somit besser toleriert werden kann.
Letztendlich ist das entscheidende Kriterium für Beweglichkeit, das Ausmaß, das der Patient*innen in seinem Alltag benötigt und auch nutzt. Unser Körper passt sich an die geforderten Aktivitäten und Belastungen an. So hat zum Beispiel ein Baseballspieler eine größere Außenrotation in seiner Schulter, weil sich sein Körper an den häufigen Gebrauch und die daraus resultierenden biomechanischen Vorteile angepasst hat. Genauso passiert aber auch das Gegenteil bei Nichtgebrauch. Sitzen wir den ganzen Tag mit angewinkelter Hüfte und vorgeneigtem Oberkörper an unserem Schreibtisch, schränkt unser Körper, wenn wir dem nicht entgegenwirken, unsere Beweglichkeit in die Gegenrichtung ein. Da die Bewegungsvielfalt in unserem Alltag immer geringer wird, ist es wichtig für unsere Gesundheit Bewegung und Beweglichkeit durch Sport zu trainieren und somit präventiv unser neuromuskoloskelettales System zu schützen.